NORMAL – EINE BESICHTIGUNG DES WAHNS

Konzert

Einlass

18:00

Wann?

16

.

02

.

25

BEginn

18:30

Eintritt

Eintritt frei

Tickets

Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft

von und mit Thomas Ebermann & Thorsten Mense & FloThamer 

Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, derVerkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht.

 

Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleichvollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen,folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegenChemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Reichsbürger, die Kämpfergegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Auch die Incels sind mitdabei, mit ihrem Hass auf Frauen, der bis zu Morden eskalieren kann und inManifesten gefeiert wird. Politisierter kollektiver Wahn – immer auf der Suchenach weltbeherrschenden Drahtziehern, die schuldig sind und meist Soros heißen. 

Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sieverteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Siesind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dassder Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschädennicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, dieErfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. Auch wenn sieHoroskope lesen, halten sie es dennoch für nicht ganz bewiesen, dass die Sterneunser Schicksal bestimmen – und sie lesen ja auch nur solche, die raten zu tun,was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. 

Ihre Vernunft ist eine instrumentelle, Vernunft im Diensteder Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Alles ist Mittel,um persönlich durch- und voranzukommen, sich und den Laden am Laufen zu halten.Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung derWelt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist. Lebenswert ist nur,wer produktiv ist. Normal ist, wer gesund ist und arbeiten kann. Der Weg vonSelbstoptimierung zu Eugenik ist kürzer als das Laufband im Fitnessstudio:instrumentell-vernünftig und mörderisch-wahnhaft zugleich. 

Das Lob der normalen Menschen hat gewaltig Konjunktur. ObAfD oder Sahra Wagenknecht, ob in Österreich die Freiheitlichen oder hier dersozialdemokratische Kanzler, sie alle machen Politik, womit die Bild-ZeitungWerbung macht: Gefeiert wird der schlichte, anspruchs- und selbstlose, hartarbeitende Mensch, der von Intellektuellen, Lifestyle-Linken und Elitenverraten wurde. Im Lob der Normalen steckt zugleich Verachtung, sie haben immerden zynischen Zweck, ihre Borniertheiten und die gesellschaftlich beschisseneStellung der Subalternen zu verewigen – im Namen allergrößter Wertschätzungversteht sich. 

Wie der normale Mensch steht auch die Normalität hoch imKurs. Schon lange hat sich im allgemeinen Bewusstsein durchgesetzt, dass dasDeutschland, das Auschwitz verbrochen hat, deshalb nichts negativ Besonderessei, sondern Normalität für sich beanspruchen darf, wenn nicht sogar dafürbestimmt sei, wieder Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Manchen reichtdas nicht. Sie fordern »Deutschland, aber normal«, eine Normalität, die in derguten alten Zeit siedelte und durch Bevölkerungsaustausch, Genderwahn,Schmähung des bewährten Dieselmotors etc. untergegangen sei und alsowiederbelebt werden müsse. Aber auch die Normalität, die in jeder Krise alsrasch Wiederherzustellende versprochen wird, ist eine trostlose Hoffnung. Dennso wird sakral, was deshalb richtig ist, weil es ist – ohne den Zustand derWelt und das Leid seiner Opfer kritisch zu hinterfragen. Die »Stimme derVernunft« lehrt, dass alles Utopische, alles Ausbrechen wollen, sich nicht mitdem Status Quo abfinden wollen, chancenlos und zum schmerzhaften Scheiternverurteilt sei. Aber der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist dieeigentliche Katastrophe. 

Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir – angemessenpolemisch, satirisch wie analytisch, fragend und kritisierend – den ganznormalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und dasIrrationale, das nicht das Gegenteil des Normalen ist, sondern aus diesemerwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.

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Ein Abend gegen Irrationalismus und instrumentelle Vernunft

von und mit Thomas Ebermann & Thorsten Mense & FloThamer 

Pandemie, Klimawandel, Kriege, die Steuererklärung, derVerkehrsstau – Krisen über Krisen, und kein Ende in Sicht.

 

Die einen fliehen in den Verschwörungsglauben oder gleichvollends in den Faschismus. Sie sind die Endzeit-Krieger in Tierkostümen,folgen QAnon bis ins Capitol. Sie sind die Aluhut-Trägerinnen, die gegenChemtrails und Impfzwang demonstrieren. Es sind die Reichsbürger, die Kämpfergegen den »Great Reset« und den »Großen Austausch«. Auch die Incels sind mitdabei, mit ihrem Hass auf Frauen, der bis zu Morden eskalieren kann und inManifesten gefeiert wird. Politisierter kollektiver Wahn – immer auf der Suchenach weltbeherrschenden Drahtziehern, die schuldig sind und meist Soros heißen. 

Die anderen halten am gesunden Menschenverstand fest. Sieverteidigen den Experten gegen den Scharlatan, die Vernunft gegen den Wahn. Siesind fleißig, halten Nationen und Eigentumsordnung für so natürlich, wie dassder Starke den Schwachen besiegen muss. Sie wissen, dass Kollateralschädennicht schön, aber unvermeidbar sind: Die Hungernden, die Obdachlosen, dieErfrierenden in jedem Winter, die Ertrunkenen im Mittelmeer. Auch wenn sieHoroskope lesen, halten sie es dennoch für nicht ganz bewiesen, dass die Sterneunser Schicksal bestimmen – und sie lesen ja auch nur solche, die raten zu tun,was die Gesellschaft von den Menschen ohnehin verlangt. 

Ihre Vernunft ist eine instrumentelle, Vernunft im Diensteder Unvernunft. Es geht nur um das Wie, nicht um das Wofür. Alles ist Mittel,um persönlich durch- und voranzukommen, sich und den Laden am Laufen zu halten.Effektivität ersetzt jeden Gedanken an eine menschenfreundliche Einrichtung derWelt. Erlaubt ist selbst im Denken nur, was nützlich ist. Lebenswert ist nur,wer produktiv ist. Normal ist, wer gesund ist und arbeiten kann. Der Weg vonSelbstoptimierung zu Eugenik ist kürzer als das Laufband im Fitnessstudio:instrumentell-vernünftig und mörderisch-wahnhaft zugleich. 

Das Lob der normalen Menschen hat gewaltig Konjunktur. ObAfD oder Sahra Wagenknecht, ob in Österreich die Freiheitlichen oder hier dersozialdemokratische Kanzler, sie alle machen Politik, womit die Bild-ZeitungWerbung macht: Gefeiert wird der schlichte, anspruchs- und selbstlose, hartarbeitende Mensch, der von Intellektuellen, Lifestyle-Linken und Elitenverraten wurde. Im Lob der Normalen steckt zugleich Verachtung, sie haben immerden zynischen Zweck, ihre Borniertheiten und die gesellschaftlich beschisseneStellung der Subalternen zu verewigen – im Namen allergrößter Wertschätzungversteht sich. 

Wie der normale Mensch steht auch die Normalität hoch imKurs. Schon lange hat sich im allgemeinen Bewusstsein durchgesetzt, dass dasDeutschland, das Auschwitz verbrochen hat, deshalb nichts negativ Besonderessei, sondern Normalität für sich beanspruchen darf, wenn nicht sogar dafürbestimmt sei, wieder Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Manchen reichtdas nicht. Sie fordern »Deutschland, aber normal«, eine Normalität, die in derguten alten Zeit siedelte und durch Bevölkerungsaustausch, Genderwahn,Schmähung des bewährten Dieselmotors etc. untergegangen sei und alsowiederbelebt werden müsse. Aber auch die Normalität, die in jeder Krise alsrasch Wiederherzustellende versprochen wird, ist eine trostlose Hoffnung. Dennso wird sakral, was deshalb richtig ist, weil es ist – ohne den Zustand derWelt und das Leid seiner Opfer kritisch zu hinterfragen. Die »Stimme derVernunft« lehrt, dass alles Utopische, alles Ausbrechen wollen, sich nicht mitdem Status Quo abfinden wollen, chancenlos und zum schmerzhaften Scheiternverurteilt sei. Aber der Normalzustand, »dass es so weitergeht«, ist dieeigentliche Katastrophe. 

Auf Bühne und Leinwand besichtigen wir – angemessenpolemisch, satirisch wie analytisch, fragend und kritisierend – den ganznormalen Wahn und den Wahn der Normalität, das Pathogene im Normalen, und dasIrrationale, das nicht das Gegenteil des Normalen ist, sondern aus diesemerwächst. Es wird so witzig, wie Adornos Stahlbäder lustig sind.

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